Neue Chancen für die Zeit nach der Haft
Projekt der AWO Bremerhaven fördert Resozialisierung von JVA-Insassen
Maik ist sehr stolz auf seine selbst gebaute Tischlampe: „Meine Frau hat sich sehr darüber gefreut – aber sie wollte gar nicht glauben, dass ich sie selbst gebaut habe.“ Maik gehört zu den Insassen der Justizvollzugsanstalt Bremerhaven, die am Projekt „Neue Chancen nutzen“ der AWO Bremerhaven in Kooperation mit dem Berufsfortbildungswerk (bfw) teilgenommen haben. Justizsenatorin Dr. Claudia Schilling zeigte sich jetzt bei einem Besuch in der JVA begeistert von den präsentierten Holzarbeiten: „Das sind tolle Arbeiten in einem schönen Projekt – die Teilnehmer können mit Recht stolz auf ihre Leistung sein.“
Es sei sehr wichtig – so die Senatorin – „Projekte mit starken Kooperationspartnern von draußen in die Vollzugsanstalt zu bringen“. Die Ausstellungsstücke seien Beweis dafür, dass das Projekt Wirkung zeigt. Zweieinhalb Jahre lang sind insgesamt 97 Menschen mit Straffälligen-Hintergrund in verschiedenen Bereichen gefördert worden, um die soziale und berufliche Integration zu unterstützen – finanziell gefördert mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF). „Es geht darum, durch niedrigschwellige Aktivierungen und arbeitsmarktrelevante Qualifizierungen innerhalb der JVA einen Übergang in den offenen Vollzug sowie eine Vorbereitung auf die Zeit nach der Entlassung und eine Befähigung zur Aufnahme von Beschäftigung zu erleichtern. Ziel ist es auch, durch eine berufliche Re-/Integration die Gefahr von Rückfällen in die Straffälligkeit nachhaltig zu verringern“, sagt Projektleiterin Doris Muschkeit, AWO-Fachbereichsleitung Arbeit und Beschäftigung.
AWO-Kreisverbandsvorsitzender Dr. Uwe Lissau betonte, nur mit entsprechenden Betreuungsmaßnahmen könnten „die häufigsten Schwierigkeiten wie Wohnungs- und Arbeitslosigkeit, Schulden oder Suchtprobleme nach der Haft bewältigt werden“. Aus diesem Grund sei die AWO seit Jahrzehnten Mitglied in der Bundesarbeitsgemeinschaft für Straffälligenhilfe (BAGS) und initiiert und unterstützt Projekte und Maßnahmen, die den Weg aus einer JVA in das „normale“ Leben ebnen. Lissaus besonderer Dank galt neben den Kooperations- und Finanzierungspartnern auch JVA-Leiter Jürgen Schaar und seinem Team.
„Holz als Arbeitsmaterial bietet viele Möglichkeiten“, berichtet Amgad Abdel-Moniem, der die Teilnehmenden anleitet und betreut. Bei der Verarbeitung von Paletten zu Einrichtungsgegenständen würden eher grobmotorische, räumlich-planerische Fertigkeiten angesprochen. Die Herstellung von Holz-Puzzeln, Dekorationsgegenständen, Kästen oder Vogelhäusern fördere dagegen vor allem Feinmotorik und Kreativität sowie das Arbeiten nach Maßvorgaben. Und bei den Insassen kommt das Projekt gut an: „Draußen hatte ich nie die Chance, etwas selbst zu bauen“, sagt Nico. Und Sven ist froh, dass „ich hier arbeiten darf und mein Lieblingsspiel selbst bauen kann“.
Ergänzt werden die individuell angepassten Arbeitstherapieangebote durch Grundbildungs- bzw. Sprachkursangebote, die auf die Bedürfnisse der Teilnehmer zugeschnitten sind. Dabei fungiert das Berufsfortbildungswerk (bfw) als Kooperationspartner.
Und es geht weiter: Das Projekt „Neue Chancen nutzen“ ist mit ESF-Mitteln für zweieinhalb Jahren verlängert worden – bis Ende 2024.